Das Schauspiel "Leonce und Lena" (1836) ist eine Komödie von Georg Büchner in 3 Akten. Das Lustspiel wirkt auf den ersten Blick wie eine heitere Komödie, ist in Wirklichkeit aber eine politische Satire.
Das Werk wurde im Frühjahr 1836 geschrieben, und der damals 23 jährige Büchner wollte es zu einem von der Cotta'schen Verlagsbuchhandlung ausgeschriebenen Wettbewerb anmelden. Leider verpasste er den Abgabetermin und erhielt das Manuskript ungelesen zurück. Erst fast 60 Jahre später, am 31. Mai 1895, wurde das Stück in einer Freilichtaufführung des Münchner "Intimes Theater" unter der Leitung von Ernst von Wolzogen uraufgeführt.
Dies ist gewissermaßen symptomatisch für die Werke von Büchner, deren Signifikanz erst im 20. Jahrhundert entdeckt wurden.
Zusammenfassung
Der Kronprinz Leonce beschließt, mit seinem Diener Valerio zu fliehen, um der Hochzeit mit einer unbekannten Prinzessin zu entgehen. Die Prinzessin, Léna, ist ebenfalls wenig begeistert und flieht ebenfalls mit ihrer Gouvernante. Er will nicht in die Reihe treten, sie lehnt eine Verbindung aus Staatsräson ab. Ihre Flucht und ihr Schicksal kreuzen sich zwischen Traum und Wirklichkeit für die Dauer einer fantasievollen Nacht, in der sich Liebes- und Todessehnsucht miteinander verweben. Am nächsten Tag kehren sie, ohne zu wissen, wer sie gegenseitig sind, jeder für sich in das Schloss von Léonces Vater zurück, wo die Hochzeit stattfinden soll.
Leonce und Lena ordnen sich schließlich an den ihnen zugewiesenen Platz ein, wobei sie weiterhin nichts voneinander wissen. Dann erfahren sie zu ihrem Erstaunen, wer der andere ist. Die Hochzeit findet statt, und zwar unter großer Freude, da Leonce und Lena ineinander verliebt sind.
Charaktere
Eine Liste mit den wichtigsten Personen (inkl. einer kurzen Beschreibung der Rolle), die im Theaterstück "Leonce und Lena" auftreten.
- König Peter: Der Herrscher des Königreichs Popo ist ein kleinkarierter Bürokrat, der sich häufig in seiner eigenen verworrenen Philosophie verheddert und einen Knoten in sein Taschentuch machen muss, um sich daran zu erinnern, dass er an sein Volk denken muss.
- Prinz Leonce: Der Kronprinz von Popo, Leonce, kann als eine Verschmelzung von Charakterisierungen aus Stücken verschiedener Autoren angesehen werden. Wie Fantasio, der Held des gleichnamigen französischen Stücks von Alfred de Musset, ist Leonce viel älter als er aussieht und von Melancholie zerfressen; er kann die Unaufrichtigkeit und Oberflächlichkeit des höfischen Lebens und der politischen Verantwortung nicht ertragen. Er ist von der Idee einer arrangierten Ehe abgeneigt und flieht aus dem Reich, obwohl er sich seiner Pflicht gegenüber seinem Vater bewusst ist.
Zwischen der Figur des Leonce und z. B. Valeria in "Ponce de Leon" (Clemens Brentano) und "Prinz Hamlet" (Shakespeares) gibt es ebenfalls eine Reihe von engen Verbindungen. - Prinzessin Lena: Kronprinzessin des Königreichs Pipi, hat ebenfalls Angst vor der Idee einer arrangierten Ehe und kann nicht verstehen, warum der Staat "einen Nagel durch zwei Hände schlagen muss, die sich nie gesucht haben". Auch sie flieht mit ihrer Gouvernante, um dem drohenden Schicksal zu entgehen.
- Valerio: Leonces Begleiter; man könnte ihn als hedonistisch bezeichnen, da er sich mit Essen, Trinken und einem bequemen Leben beschäftigt, und dieser grob materialistische Aspekt seines Charakters steht in starkem Kontrast zu der verträumten, kontemplativen Melancholie von Leonce.
- Die Gouvernante: Lenas Gouvernante und Begleiterin. Sie hat Mitleid mit der trauernden Lena im ersten Akt und ermöglicht ihr die Flucht aus dem Reich.
- Rosetta: Leonce' Konkubine; sie liebt Leonce, wird aber im Gegenzug grausam behandelt. Nach Leonces eigenen Worten ist er "gelangweilt davon, sie zu lieben", und unternimmt während ihrer Begegnung im ersten Akt alle Anstrengungen, um jede noch vorhandene Gegenliebe zu unterdrücken.
- Schulmeister: Im dritten Akt weist er die Masse der unterdrückten Bauern an, wie sie sich zu verhalten haben, wenn sie die Straßen säumen, in der Hoffnung, einen Blick auf den königlichen Hochzeitszug zu erhaschen. Er erinnert die Bauern an ihr Glück, dass ihre Vorgesetzten ihnen erlauben, die Speisen zu riechen, die sie sich selbst nicht leisten können.
- Hofkaplan, Hoflehrer, Hofzeremonienmeister, Präsident des Geheimen Rates, Landrat: Eine Reihe gesichtsloser, willfähriger Beamter des Hofes von Popo, die sich sofort dem Wort des Königs beugen.
Handlung
Es gibt zwei imaginäre Länder die sich politisch gegenseitig stützen wollen: das Königreich Popo und das Königreich Pipi. Prinz Leonce aus dem Königreich Popo und Prinzessin Lena aus dem Königreich Pipi haben ihre politische Ehe arrangiert.
Akt 1
Szene 1 - Ein Garten im Königreich Popo
Prinz Leonce ist im Garten und beklagt sich über sein eigenes Leben als "Prinz des Königreichs Popo". Er trifft Valerio, der ganz anders ist als er und später sein Gefährte sein wird.
Szene 2 - Ein Zimmer im Königreich Popo
König Peter vom Königreich Popo wird von Dienern eingekleidet. Er ist mehr mit seinen Pflichten als König beschäftigt als mit seinem Volk.
Szene 3 - Das Zimmer von Leonce im Königreich Popo
Leonce' Freundin Rosetta ist in seinem Zimmer und tanzt für ihn, aber er gesteht ihr, dass er sie nicht mehr liebt, und so geht sie hinaus. Der Präsident des Rates kommt in sein Zimmer und erinnert ihn an die Hochzeitszeremonie mit Lena am nächsten Tag. Leonce beschließt, aus dem Königreich zu fliehen, um die Hochzeit zu vermeiden.
Szene 4 - Ein Garten im Königreich Pipi
Lena ist mit ihrer Erzieherin im Garten. Sie sagt der Gouvernante, dass sie nicht mit einem Mann verheiratet werden will, den sie nicht kennt und liebt. Sie beschließt, mit Hilfe der Gouvernante zu fliehen, um der arrangierten Hochzeit zu entgehen.
Akt 2
Szene 1 - Offenes Land
Leonce und Valerio sind auf dem Weg nach Italien, und auch Lena und die Gouvernante sind auf dem Weg nach Italien.
Szene 2 - Ein Garten des Gasthauses
Leonce und Valerio kommen in einem Gasthaus an. Wenig später kommen auch Lena und die Gouvernante im selben Gasthaus an. Leonce hört Lenas Stimme und verliebt sich in sie.
Szene 3 - Ein Zimmer im Gasthaus
Lena und die Erzieherin sind in einem Zimmer, aber Lena geht hinaus in den Garten.
Szene 4 - Der Garten im Gasthaus (Nacht und Mondschein)
Leonce und Lena treffen sich im Garten. Leonce gesteht Lena, dass er sich in sie verliebt hat und küsst sie, aber sie läuft weg. Daraufhin will Leonce Selbstmord begehen, indem er in den Fluss springt, aber Valerio hält ihn davon ab.
Akt 2
Szene 1 - Der Garten des Gasthauses
Leonce beschließt, Lena zu heiraten und erzählt Valerio davon.
Szene 2 - Freier Platz vor dem Palast von König Peter
Viele Menschen sind vor dem Palast versammelt, um die Hochzeit von Leonce und Lena zu feiern. Dieses Ereignis wird vom Schulmeister arrangiert und kontrolliert.
Szene 3 - Großer Prunksaal
König Peter und sein Gefolge versuchen herauszufinden, wie sie das Problem lösen können, dass Prinz Leonce und Prinzessin Lena an ihrem Hochzeitstag nicht anwesend sind. Schließlich erscheinen Leonce, Lena, Valerio und die Gouvernante mit Masken im Gesicht. Valerio nimmt die Masken ab und präsentiert die beiden weltberühmten Automaten. König Peter beschließt, diese beiden Roboter anstelle von Prinz Leonce und Prinzessin Lena heiraten zu lassen. Also heiraten die beiden Roboter und nehmen dann ihre Masken ab. Sie erkennen die wahren Identitäten des jeweils anderen.
Analyse
Das ganze Theaterstück hindurch bringen uns die Dialoge zwischen Leonce und Valerio, z. B. über den Nutzen des Lebens oder darüber, wie man es sich verdienen kann ("Wer arbeitet, ist ein Schuft", verkünden uns die Protagonisten), zum Lachen und Nachdenken zugleich.
Leonce und Lena ist eine vorgetäuschte, blumige Komödie, die (in zweiter Linie) ernstere Probleme wie soziale Ungleichheit behandelt und uns über unbeschäftigte junge Menschen aus der Oberschicht lachen lässt, deren einziges Ziel es ist, "sich die Zeit zu vertreiben."
Hinweis: der vollständige Text steht hier als PDF zum kostenlosen Download bereit: Leonce und Lena - Viel Spaß beim Lesen!
Weitere gute Theaterstücke:
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