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Das Schauspiel Rose Bernd (1903) ist ein naturalistisches Drama von Gerhart Hauptmann in 5 Akten. Es wurde 1919 als Stummfilm in Schwarz-Weiß und 1957 mit Ton und in Farbe verfilmt.

Personen

Zusammenfassung

Rose Bernd, ein "schönes und kräftiges Bauernmädchen von 22 Jahren" ist in den Dorfschulzen Christoph Flamm verliebt, und sie erwartet ein Kind von ihm. Er ist ein vitaler Mann, der eine gelähmte Frau im Rollstuhl hat. Der brutale Maschinist Streckmann, der auch Rose will, weiß von dem Verhältnis zu Flamm, und er erpreßt sie und vergewaltigt sie. Sie kann niemanden etwas davon sagen, weil sie niemanden hat, der ihre Position verstehen würde.

Rose hofft jedoch, durch die Heirat mit dem frommen Buchhalter August Keil, den Roses frommer Vater für sie ausgesucht hat, die Schande verbergen zu können. Später versucht Streckmann noch einmal, sie zu vergewaltigen, aber dieses Mal schreit Rose, und Keil möchte sie verteidigen, aber der viel stärkere Streckmann schlägt ihm ein Auge aus. Streckmann beschuldigt sie bei dieser Auseinandersetzung mit Keil, mit allen Männern geschlafen zu haben.

Es kommt zu einem Prozeß gegen Streckmann, aber bei diesem Prozeß sagt Rose nicht, was ihr passiert ist, weil sie sich schämt. Immer wieder von Männern verfolgt, weiß sie nicht mehr, was sie tun soll, sie weiß sich nicht mehr zu helfen. Nach der Geburt ihres Kindes tötet sie es, dann sucht sie Zuflucht im Vaterhaus, wo sie dem Vater und August Keil den Meineid und den Kindesmord gesteht.

Handlung

Erster Akt

Das Stück beginnt an einem sonnigen warmen Sonntagmorgen im Mai. Die attraktive 22-jährige Rose Bernd und der sympathische, knapp vierzigjährige Dorfschulze Christoph Flamm treten kurz hintereinander aus demselben Gebüsch, und setzen sich etwas entfernt voneinander auf den Acker. Da Rose fürchtet, dass die Leute, die gleich von der Kirche kommen, von ihrem Verhältnis erfahren könnten, fordert sie Flamm auf, schnell zu verschwinden. Zudem ist Rose mit August Keil, einem unscheinbaren Buchbinder, verlobt und soll ihn bald heiraten. Damit nimmt Rose auf ihren alten Vater Rücksicht, der diese Heirat wünscht. Und auch mit Rücksicht auf Frau Flamm, die kranke Frau des Dorfschulzen, vor der sie große Achtung hat, will sie das Verhältnis mit Christoph beenden.

Rose behauptet, dass Leute kämen, und Flamm versteckt sich. Tatsächlich kommt der eitle Maschinist Arthur Streckmann. Offensichtlich hat er ihr aufgelauert und sie mit Flamm beobachtet. Als sie Streckmann, der ihr eindeutige Angebote macht, abweist, beleidigt dieser sie und August. Er droht ihr mit der Bekanntmachung des Verhältnisses. Rose bietet ihm alle ihre Ersparnisse an, doch Streckmann will sie nicht. Da die Kirche nun aus ist, kommen ihr Vater und ihr Verlobter vorbei. Streckmann macht Andeutungen und ängstigt dadurch Rose; Bernd und August merken allerdings nichts davon.

Zweiter Akt

In der Wohnstube der Flamms, gegen 11 Uhr morgens, sitzt Henriette Flamm in einem Rollstuhl. Roses Vater Bernd und ihr Verlobter August treten ein. Sie wollen beim Dorfschulzen, der auch Standesbeamter ist, die Hochzeit von Rose und August anmelden wollen.

Christoph Flamm versucht, die beiden von den Hochzeitsplänen abzubringen, und weist darauf hin, dass er das Geschäft bald abtreten werde und dass ein Nachfolger die Hochzeit sicherlich feierlicher gestalten würde. August geht jedoch nicht darauf ein und lässt auf Forderung Flamms Rose herbeiholen. Rose kommt etwas verstört herein, da Streckmann zuvor auf sie eingeredet hat. Rose zögert ob der anstehenden Heirat, was August und Bernd dazu veranlasst, entrüstet zu gehen.

Flamm und Rose sind nun allein. Bei dieser Gelegenheit versucht er, sich wieder mit ihr zu verabreden. Als aber Frau Flamm hereinkommt, verlässt ihr Mann schnell den Raum. Da Rose, die ihre Mutter früh verloren hat, von Frau Flamm mit aufgezogen wurde, bittet sie sie um Hilfe. Rose sagt, dass sie ein Kind erwartet, erwähnt aber nicht, dass es von Flamm ist.

Dritter Akt

An einem Sommernachmittag Anfang August machen Bernd und August an einem schattigen Plätzchen Rast. Man hört das Summen der Dreschmaschine Streckmanns. Einige weitere Leute kommen hinzu und machen neckische Bemerkungen Bernd und August gegenüber. Rose erscheint mit der Vesper, und sie beginnen zu essen.

Plötzlich kommt der leicht angetrunkene Streckmann hinzu. Ganz offensichtlich sucht er Streit, denn er beschimpft Rose und August und macht seltsame Andeutungen. Als Rose die Mahlzeit wieder zusammenpackt und gehen will – die anderen Arbeiter sind längst wieder auf den Feldern –, erscheint Flamm. Rose weist ihn erneut ab, und er begreift, dass das Verhältnis beendet ist, und geht.

Gleich darauf kommt Streckmann, der sie wieder beobachtet hat, und bedroht Rose. Er kann nicht verstehen, warum sie mit Flamm ein Verhältnis hat, ihn selbst hingegen verachtet. Als Streckmann immer zudringlicher wird, schreit Rose um Hilfe. Bernd, August und einige andere Arbeiter eilen hinzu. Es kommt zu einer Schlägerei, bei der August ein Auge verliert.

Vierter Akt

An einem Samstagnachmittag Anfang September in der Stube macht Flamm mit Streckmann Die Abrechnung wegen der Benutzung der Dreschmaschine. Die zwei Männer unterhalten sich, und Streckmann erwähnt, dass er in der Sache wegen dem verlorenen Auge von August vor Gericht Notwehr geltend machen will. Als Flamm wieder allein ist, schimpft er laut über Streckmann. Seine Frau hört dies und fragt ihn nach dem Grund für seine scheinbar unbegründete Wut.

Frau Flamm hat Rose eingeladen. Bisher ist sie allerdings noch nicht erschienen. Ihr Mann ahnt nichts von Roses Zustand, weshalb Frau Flamm ihn darüber aufklärt. Als Flamm erfährt, dass Rose schwanger ist, bekommt er Angst. August Keil kommt und entschuldigt Rose, da diese noch zum Gericht müsse. Frau Flamm merkt, dass auch August nichts von Roses Schwangerschaft weiß, und wird misstrauisch. Sie erkennt das Verhältnis zwischen ihrem Mann und Rose. Ihre einzige Sorge ist allerdings Roses Zukunft.

Als Rose schließlich erscheint, traut Flamm sich nicht mehr, mit ihr zu sprechen. Zu Frau Flamm sagt sie, dass alles in Ordnung wäre, wenn nur Streckmann nicht wäre. Sie wiederholt, dass Streckmann lügt, erklärt aber nicht, weshalb. Sie gibt zu, dass sie vor Gericht aus Scham verschwiegen hat, dass Streckmann sie vergewaltigt hat. Frau Flamm versucht, Rose zu beruhigen, und sichert ihr Hilfe zu.

Fünfter Akt

Später am Abend wird Rose halbtot aufgefunden und von einem Dorfbewohner nach Hause in die Wohnstube der Bernds gebracht. Sie möchte allein bleiben und bittet auch ihre Schwester, dem Vater nichts zu erzählen. Rose macht seltsame Andeutungen und wünscht sich einen frühen Tod. Dann geht sie auf ihr Zimmer im ersten Stock.

Als Vater Bernd zurückkommt, verrät die Schwester nichts und behauptet, dass Rose noch im Gericht sei. August kommt und fordert von Bernd, dass er die Klage gegen Streckmann zurücknimmt. Bernd weigert sich aber, da er nicht an Streckmanns Reue glaubt. Er sagt auch, dass er nicht mehr möchte, dass August seine Tochter heiratet. Auf einmal kommt Rose herunter. Sie macht einen wirren Eindruck und sagt, dass sie alle hasse. August hält jedoch zu Rose und will mit ihr nach Brasilien auswandern. Plötzlich fängt Rose an, hysterisch zu lachen. Sie erzählt, sie habe ihr Kind erwürgt, da es nicht die gleichen Qualen wie sie durchstehen solle.

Hintergrund

Entstehung

Rose Bernd entstand im Zeitraum von April bis September 1903. Hauptmann war damals als Geschworener tätig und hatte über das Schicksal einer 25-jährigen Kindsmörderin mit dem Namen Hedwig Otte zu entscheiden. Er war von ihrem Schicksal so berührt, dass er – wie die Mehrheit der Geschworenen – für einen Freispruch stimmte. Dies hatte auch zur Folge, dass er später nicht mehr zum Geschworenen berufen wurde.

Im Gegensatz zu seinem Stück "Die Weber" stellte er keine langwierigen Nachforschungen an, sondern begann sofort mit dem Schreiben. Hauptmann übernahm die Verhältnisse und die Persönlichkeiten aus dem Gerichtsprozess. Es gibt keine Übereinstimmung mit seinem eigenen Leben.

Einordnung

Das Drama ist dem Naturalismus zuordnen. Die Schilderung der Figuren sehr lebensnah und real. Ihr Verhalten scheint durch die Gesellschaft, das Milieu und die allgemeine soziale Situation determiniert zu sein.
Der Autor schreckt auch vor einer drastischen Darstellung des Leids und des Schicksals nicht zurück. Außerdem gibt er extrem detaillierte Regieanweisungen für die Darstellung der Zeit und für das Bühnenbild; die Bühnenräume sind als bestimmtes und bestimmendes Milieu auf die in diesen Räumen agierenden Menschen bezogen. Die Gesichtsausdrücke der Figuren lassen auf deren Gemütszustand schließen. Selbst die Sprache wird exakt wiedergegeben: Hauptmann verwendet den schlesischen Dialekt, den er während eines Aufenthalts auf einem Bauernhof in den Jahren 1878 - 1879 genauer kennenlernte.

 


 

Hinweis: der vollständige Text steht hier als PDF zum kostenlosen Download bereit: Rose Bernd - Viel Spaß beim Lesen!

 

 

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