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Der Spielfilm Der Herr vom andern Stern (1948) ist eine Science-Fiction Komödie mit Heinz Rühmann unter der Regie von Heinz Hilpert. Er basiert auf einer Kurzgeschichte von Werner Illing.
Der Film erzählt die Geschichte eines außerirdischen Besuchers, der irrtümlich auf die Erde gerät und Dinge erlebt, die die Nachkriegszeit satirisch beleuchten.

Handlung

"Der Herr vom andern Stern" hat die Fähigkeit, das Universum allein durch Konzentration seiner Gedanken zu bereisen. Doch diese wird gestört, als er die Erde passiert. Nach der Landung gerät er sofort ins Visier der Polizei, und da er keinen Reisepass hat, muss er zum Einwohnermeldeamt gehen.

Niemand weiß genau, wie man mit diesem seltsamen und gefährlichen Mann umgehen soll, der Gegenstände verformen und verdoppeln kann. Weil sie ihn nicht festnehmen können, geben sie ihm einen Ausweis, lassen ihn aber gleichzeitig vom Geheimdienst beschatten.

Er geht mit Flora, welche er auf dem Amt kennengelernt hat, nach Hause. Eigentlich will er sich nur 2 Stunden ausruhen, um sich dann wieder mit voller Konzentration auf den Weg zu machen, doch die beiden verlieben sich ineinander.
Nun will er auf der Erde bleiben, doch bei seinem Versuch, Fuß zu fassen, stößt er schnell auf die negativen Seiten der irdischen Gesellschaft.

Obwohl er ihnen nicht ganz geheuer erscheint, werben bald verschiedene Medienvertreter, Parteien und Kriminelle um ihn, scheitern jedoch an seiner Gewitztheit. Als schließlich ein General von der Humanisierung des Krieges mit Hilfe der (damals noch gar nicht erfundenen) Neutronenbombe schwärmt, zieht es der Außerirdische vor, seiner Liebe zu entsagen und wieder ins All zu entschweben. Alle, die ihn bis dahin mit Misstrauen beäugt hatten, setzen ihm nun ein Denkmal und loben seine Angepasstheit.

Zitate

Das aber war die seltsame Geschichte des freimütigen Herrn. Er war von einem andern Stern gekommen, von einem Stern, auf dem die Menschheit viele tausend Jahre älter – ach du lieber Himmel, und auch weiser – war als auf der Erde. Früher einmal, so hatte der Herr dem Inspektor erklärt, reisten die Leute jenes sehr fernen Sternes – man kann ihn selbst mit dem stärksten Fernrohr nicht sehen – mit Raketen und Raumschiffen in der näheren Umgebung ihrer Welteninsel umher.

Heute brauchte man dort derartig primitive Hilfsmittel nicht mehr, man hatte endgültig gelernt, die Materie durch den Geist zu beherrschen. Man konzentrierte sich und versetzte sich einfach dorthin, wo man wollte.
Nun ja, das war eine verhältnismäßig noch neue Sache, ein revolutionäres Ereignis unter jenen Sternenleuten, und es kam vor, daß die Konzentration nicht ganz ausreichte.

Der Herr zum Beispiel hatte keineswegs auf die Erde gewollt. Sein Ziel war ein dunkler Sternenhaufen sieben Millionen Lichtjahre hinter dem Sirius gewesen. Aber plötzlich hatte seine Geisteskraft ein wenig nachgelassen und zur Verkörperung gedrängt.
Da war er wie ein Schiffbrüchiger auf der Erde als bescheidenem Nothafen gelandet. Übrigens sah der Herr darin keineswegs eine Tragödie. Er brauche nur zwei oder drei Erdstunden, um sich erneut zu konzentrieren, dann könne er seine Reise fortsetzen, so hatte er dem Inspektor erklärt, und das bedeute nichts weiter, als daß man ihn zwei oder drei Stunden ganz sich selbst überlasse.


Der Amtsdirigent hielt einen Augenblick den Atem an und ließ ihn dann vorsichtig entweichen, um die Ruhe zu bewahren.
»Wenn jemand von einem andern Stern auf die Erde herabfällt«, sagte er mit erzwungener Kühle, »so ist das für das Amt eine Lappalie. Sie haben eins noch nicht begriffen: der Weg vom fernsten östlichen Stern unseres Weltenraumes zum fernsten westlichen ist ein Katzensprung, gemessen an der ungeheuren Distanz zwischen mir und dem Amtschef!«

Der Herr vom andern Stern lächelte gewinnend und meinte, das sei jenseits seiner Vorstellungskraft.

»Sehen Sie!« erwiderte der Amtsdirigent ernst und wandte sich nun der eigentlichen Amtshandlung zu, indem er seine schmale Hand mit einem gewissen Pathos auf ein dickes Aktenstück legte. Es war der inzwischen machtvoll angeschwollene Akt des Herrn vom andern Stern.
»Sie sind inzwischen registriert«, sagte der Amtsdirigent eindringlich. »Sie waren nichts, jetzt sind Sie etwas.«

»Ein Aktenstück«, sagte der freimütige Herr mit sanftem Lächeln.

»Unterbrechen Sie mich nicht«, entgegnete der Amtsdirigent mit einigem Nachdruck. »Sie sind etwas, aber noch nicht genug, um ein Vollmensch zu sein.«

»Und was brauche ich dazu?« fragte der Herr vom andern Stern mit einem Anflug von Humor.

Der Amtsdirigent erwiderte schlicht und bedeutend: »Ein Vaterland.«

»Warum?« fragte der Herr vom andern Stern ebenso schlicht, aber weniger bedeutend zurück.

Da brüllte der sonst so höfliche Amtsdirigent: »Ein Vaterland brauchen Sie, verdammt noch mal, jeder Mensch braucht eins, um sich den Menschen, die ein anderes Vaterland haben, überlegen fühlen zu können, das ist doch sonnenklar. Wo haben Sie denn bisher gelebt?«

Hintergrund

Die Sci-Fi Parabel war für Hans Rühmann die erste Rolle als Hauptdarsteller nach dem Krieg. Die letzte Szene des Films (der Einsturz und das anschließende "Verschwinden" des Amtsgebäudes) wurde bei den seltenen Fernsehausstrahlungen der 1990er Jahre geschnitten.

Theo Nischwitz sorgte für die optischen Spezialeffekte. Gabriel Pellon und Max Seefelder entwarfen die Filmbauten, assistiert von dem späteren Stardesigner und Oscar-Preisträger Rolf Zehetbauer (u.a. "Das Boot" (1981)), der hier sein Filmdebüt gab.

Drehort

Der Film entstand in den in den Ateliers der Bavaria Film in Geiselgasteig, die Außenaufnahmen stammen aus München und Umgebung.

Kritik

Auch wenn der Film einen Sinn für das Absurde unter Beweis stellt, und Heinz Rühmann sein etabliertes Rollenbild als stets "angepasster kleiner Mann" geschickt konterkariert, vermittelt der Film gedämpfte Heiterkeit und wenig Spannung.

Film

Stab

Besetzung

Eine Liste der Darsteller / Schauspieler / Rollen aus dem Film "Der Herr vom andern Stern"

 


 

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