Der Spielfilm Wunschkonzert (1940) ist ein romantisches Drama mit Ilse Werner und Carl Raddatz unter der Regie von Eduard von Borsody.
Der militärische Propaganda-Film erreichte während des Zweiten Weltkriegs das zweithöchste Einspielergebnis nach dem Melodram "Die große Liebe" (1942; mit Zarah Leander) und war somit einer der populärsten Filme (etwa 25 Millionen Zuschauer) dieser Zeit.
Handlung
Während der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin lernen sich die junge Inge Wagner und der Fliegerleutnant der Luftwaffe Herbert Koch kennen und verlieben sich innerhalb weniger Tage ineinander. Sie schmieden Pläne für ihre gemeinsame Zukunft, doch bevor sie heiraten können, wird Herbert zur "Legion Condor" abkommandiert und in den Spanischen Bürgerkrieg beordert; er muss sofort gehen, ohne Inge eine Erklärung zu geben. Die Mission ist streng geheim und jeder Kontakt mit der Heimat ist verboten, auch per Brief, und er kann sich nicht mit einer Erklärung an sie wenden. Als die Operation nach mehreren Monaten beendet ist und Herbert sich von einer schweren Verletzung erholt, kann er Inge endlich schreiben, aber sie ist inzwischen umgezogen und er kann sie nicht aufspüren.
Inge kann Herbert unterdessen nicht vergessen und ist bereit, auf ihn zu warten. Drei Jahre vergehen. Als 1939 mit dem Überfall auf Polen der Krieg beginnt, gehen die Männer aus Inges Umgebung alle an die Front, auch Inges Jugendfreund Helmut Winkler, dessen Heiratsantrag sie abgelehnt hat, der aber weiterhin auf ihre Hand hofft. Helmut wird einem Geschwader zugeteilt, wo er direkt Herbert unterstellt ist, der inzwischen zum Hauptmann befördert wurde. Die beiden freunden sich an, ohne zu wissen, dass sie beide dasselbe Mädchen lieben.
Seit Kriegsbeginn findet in Berlin jede Woche ein musikalisches Großereignis statt, das als "Wunschkonzert für die Wehrmacht" im Radio übertragen wird und einen Kanal für Grüße und Nachrichten zwischen Front und Heimat darstellt. Als Herbert, der sich an die schönen Tage mit Inge erinnert, um die olympischen Fanfaren bittet, hört Inge, die zu Hause wie alle anderen zuhört, diese und wird durch dieses plötzliche Zeichen aus heiterem Himmel ermutigt, Herberts Aufenthaltsort zu erkunden, in der Hoffnung, ihn wiederzusehen. Sie tauschen Briefe aus und verabreden sich für ein Treffen in Hamburg.
Doch im letzten Moment vor dem Treffen werden Herbert und Helmut zu einem Aufklärungsflug über dem Atlantik abkommandiert und abgeschossen. Ein deutsches U-Boot holt sie ab. Währenddessen wartet Inge vergeblich. Helmut wird verwundet ins Lazarett gebracht, wo sich alle drei in seinem Krankenzimmer treffen. Nachdem die verworrene Situation geklärt ist - Herbert nimmt an, dass Inge und Helmut verlobt sind - werden die beiden Liebenden wieder zusammengeführt.
Musik
Im Wunschkonzert-Teil, der von Heinz Goedecke moderiert wurde, traten folgende Künstler auf:
- Marika Rökk: „In einer Nacht im Mai“ (Lied aus dem Film „Eine Nacht im Mai“, 1938)
- Hans Brausewetter, Heinz Rühmann, Josef Sieber: „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“ (Aus dem Film „Paradies der Junggesellen“, 1939)
- Philharmonisches Orchester Berlin, Eugen Jochum (Dirigent): Ouvertüre zur Oper Figaros Hochzeit
- Weiß Ferdl: „Bin ich froh, ich bin kein Intellektueller“
- Albert Bräu: Klarinetten-Solo
- Paul Hörbiger: „Apoloner, Apoloner bist Du“
- Mädchen-Chor: „Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein“
- Wilhelm Strienz: „Gute Nacht, Mutter“
- Soldaten (Chor und Publikum): „Soldaten sind Soldaten“
Hintergrund
Das "Wunschkonzert für die Wehrmacht" war eine deutsche Rundfunksendung (Sonntags um 15 Uhr), die in der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1939 und 1941 ausgestrahlt wurde.
Sie sendete auch Grüße von der Heimat an die Front und zurück - gegen eine Spende an das "Winterhilfswerk des Deutschen Volkes".
Die Legion Condor war ein deutscher Luftwaffen-Verband (bis 1939 streng geheimgehalten), der während des Spanischen Bürgerkriegs auf der Seite von General Francisco Franco kämpfte. Die Einsätze erfolgten ohne deutsche Uniformen oder Hoheitszeichen und hatten maßgeblichen Anteil am Sieg der Putschisten gegen die spanische Republik.
Die Szenen der Olympiade 1936 in Berlin sind Originalaufnahmen aus der zweiteiligen Dokumentation "Olympia" (1938) von Leni Riefenstahl, der vielfach als ästhetisches Meisterwerk gelobt, aber auch für seine propagandistischen und ideologischen Elemente kritisiert wurde.
Der ehemalige Reichsfilminspektor Fritz Hippler charakterisierte den Film - nach 1945 - als "Goebbels' Steckenpferd". Er hatte am Drehbuch mitgewirkt, Dialoge geschrieben, sowie bestimmte Sänger und Musik für die großen Szenen vorgeschrieben. Da er Ilse Werner vor allem als das 'sympathische Modell einer modernen Frau' schätzte, war er ganz vernarrt in diese Besetzung."
Dieser 9te Film mit Ilse Werner festigte ihren Starruhm (siehe auch: "Große Freiheit Nr. 7" (1944). Obwohl sie die Rolle zunächst abgelehnt hatte, brachte ihr die Mitwirkung nach 1945 für 3 Jahre ein Auftrittsverbot ein.
Im Dritten Reich wurde der Film als als jugendfrei eingestuft (sowie als „Staatspolitisch wertvoll“, „Künstlerisch wertvoll“, „Volkstümlich wertvoll“ und „Jugendwert“).
Bei der Vorlage bei der FSK am 24. Januar 1980 (2.720 Meter, 99 Minuten) wurde der Film als geeignet für die Vorführung an Feiertagen und für Personen ab 16 Jahren freigegeben (Prüf-Nr. 51284). Nach einer erneuten Bearbeitung im Jahr 1997 (2.756 Meter, 101 Minuten) erhielt der eine FSK 18 Einstufung.
Kritik
Neben dem Spielfilm "Die große Liebe" (1942; mit Zarah Leander & Viktor Staal) war "Wunschkonzert" die kommerziell (jeweils 23-25 Millionen Zuschauer) erfolgreichste Filmproduktion der NS-Zeit.
Beide Propagandafilme vermischen eine Liebesgeschichte mit der Glorifizierung des Soldatenlebens und des Krieges und glorifiziert die Opfer der patriotischen Bevölkerung:
Alte und Junge werden eingezogen und tun dies opferwillig, die Front ist wohlversorgt und gemütlich, die Offiziere kameradschaftlich und gerecht, die abgeschossenen Flieger retten sich ohne schwere Folgen und werden gleich von einem U-Boot aufgelesen, der Dienst geht ohne Probleme vor das Privatleben, die Mutter weint über den gefallenen Sohn aber bleibt heroisch…
Aus heutiger Sicht ist der Film bestenfalls für Historiker interessant: eine schwache Romanze, Idealisierung des Militärs, Überhöhung des Staates, und zeitgenössische Musik.
Film
- Produktionsland — Deutschland
- Originalsprache — Deutsch
- Erscheinungsjahr — 1940
- Länge — 103 Minuten
- Altersfreigabe — FSK 18 (seit 1997)
Stab
- Regie — Eduard von Borsody
- Drehbuch — Felix Lützkendorf, Eduard von Borsody
- Produktion — Cine-Allianz Tonfilm Produktion GmbH
- Musik — Werner Bochmann
- Kamera — Franz Weihmayr, Günther Anders, Carl Drews
- Schnitt — Elisabeth Neumann
Besetzung
Eine Liste der Darsteller / Schauspieler / Rollen aus dem Film "Wunschkonzert"
- Ilse Werner — Inge Wagner
- Carl Raddatz — Herbert Koch, Fliegeroffizier
- Joachim Brennecke — Helmut Winkler, Inges Jugendfreund
- Heinz Goedecke — Heinz Goedecke, Rundfunksprecher
- Ida Wüst — Frau Eichhorn, Inges Tante
- Hedwig Bleibtreu — Frau Wagner, Inges Großmutter
- Hans Hermann Schaufuß — Hammer, Bäckermeister
- Hans Adalbert Schlettow — Kramer, Fleischermeister
- Malte Jaeger — Friedrich, Lehrer
- Walter Ladengast — Schwarzkopf, Musikstudent
Literatur
- Friedemann Beyer: Swinging Nazis. Die Gute-Laune-Filme der Cine-Allianz. In: Alliierte für den Film. Arnold Pressburger, Gregor Rabinowitsch und die Cine-Allianz. Edition Text + Kritik, München 2004, ISBN 3-88377-779-X, S. 155 ff.
- Hans-Jörg Koch: Wunschkonzert. Unterhaltungsmusik und Propaganda im Rundfunk des dritten Reichs. Ares, Graz 2006
- Helmut Regel: Zur Topographie des NS-Films. In: Filmkritik. Verlag Filmkritik, München 10.1966,1 (Januar), S. 5/18. ISSN 0015-1572
Weitere interessante Filme:
- Menschen im Hotel
- Der Außenseiter
- Charleys Tante
- Mein Freund Harvey
- Tod eines Handlungsreisenden
- Wunschkonzert